Tiny House PRO | Wissen rund um’s Tiny House
Tipps für Bau & Pflege
Damit du lange Freude an deinem Haus hast
Auch ein Tiny House ist ein richtiges Haus und Häuser brauchen Pflege. An jedem Haus wird auch mal etwas auszubessern sein, es muss vielleicht die Fassade oder ein Fenster neu gestrichen werden. Gerade bei mobilen Häusern kann sich durch den Transport oder durch längere Stehzeiten auch mal etwas verziehen. Vor allem in den ersten Monaten setzen sich Holzhäuser, es knirscht hier und da und vielleicht müssen Türen und Fenster neu eingestellt werden.
Schon beim Bau kann man aber auf einiges achten, damit das Traumhaus einem langen erhalten bleibt. Und auch im fertigen kleinen Eigenheim sollten ein paar Pflegetipps beachtet werden. Dann sollte das Haus einen aber auch ein Leben lang begleiten.
Feuchtigkeit im Tiny House
… muss eingeplant werden!
Feuchtigkeit ist einer der größten Risikofaktoren für die Lebensdauer des Tiny Houses. Ein Tiny House ist ein kleiner Raum, in dem gelebt, geatmet, geschwitzt, gekocht und geduscht wird.
Es gibt also viele Quellen, die Feuchtigkeit in den Raum bringen. Und Feuchtigkeit ist leider die beste Voraussetzung für Schimmelbildung. Um diese zu verhindern, können aber mehrere Maßnahmen ergriffen werden.
Weil das Thema so zentral wichtig ist, habe ich ihm eine extra Themenseite „Feuchtigkeit im Tiny House“ gewidmet. Hier geht es um die Themen Wasserdampf, Diffusionsoffen bauen, den sd-Wert, ich erkläre die Funktion von Dampfsperren, erkläre Wärmebrücken und Effektive Dämmung und gebe Hinweise, wie man Feuchtigkeit vermeiden kann.
Fassade hinterlüften
Es hat sich gezeigt, dass es nicht zwangsläufig nötig ist, die Fassade zu hinterlüften, auch eine Belüftung sowie ein Luftaustausch durch Fugen kann ausreichend sein um eine zu hohe Feuchtigkeit der Fassade zu vermeiden. Wichtig ist allerdings, dass eine Luftschicht hinter der Fassade vorhanden ist. Ohne diese Luftschicht kann Wasser hinter der Fassade, welches z.B. durch Schlagregen eindringen kann, nicht richtig abgeleitet werden, es kann Staunässe entstehen und zur Schimmelbildung kommen. Die Luftschicht hinter der Fassade dient außerdem dem sommerlichen Wärmeschutz und hilft einen Wärmestau durch ein Aufheizen zwischen Dämmung und Fassade zu vermeiden.
hinterlüftete Fassade
belüftete Fassade
nicht hinterlüftete Fassade mit Luftschicht
nicht hinterlüftete Fassade ohne Luftschicht
Luftwechsel ermöglichen
Je nachdem, wie die Fassade nun genau angebracht ist, spricht man von hinterlüftet, belüftet sowie nicht hinterlüftet mit stehender Luftschicht. Bei einer Hinterlüftung findet ein Luftwechsel über oben und unten liegende Öffnungen statt, bei der Belüftung kann der Luftwechsel nur über eine unten liegende Öffnung erfolgen. Eine nicht hinterlüftete Fassade mit Luftschicht sollte über einen hohen Fugenanteil verfügen, so dass ein Luftwechsel über die Fugen stattfinden kann. Diese Art des Luftwechsels ist auch bei Be- und Hinterlüftung gegeben. Grundsätzlich kann die Fassade auch ohne Luftschicht angebracht werden, man spricht dann von einer nicht hinterlüfteten Fassade ohne stehende Luftschicht. Dabei kann jedoch gar kein Luftwechsel mehr stattfinden und Staunässe kann nicht mehr richtig abtrocknen.
Passend zum Thema: Die Themenseite „Fassade“
Richtig lüften
Egal wie gut das Haus gebaut und gedämmt ist, es musss auf jeden Fall richtig gelüftet werden. Gerade kleinere Räume brauchen einen regelmäßigen Luftaustausch. Über den Tag hinweg reichert sich die Luft in einem geschlossenen Raum mit verschiedensten Stoffen an, sie wird von uns als „abgestanden“ wahrgenommen. Ein Großteil davon ist CO2, das bei der Atmung entsteht. Durch einen erhöhten CO2–Gehalt der Luft verringert sich unsere Leistungsfähigkeit und wir werden müde.
Gleichzeitig sammelt sich Feuchtigkeit in der Luft, durchs Waschen, Kochen, Atmen und Schwitzen der Menschen im Raum. Auch Tiere und Pflanzen geben Feuchtigkeit an die Luft ab. Hinzu können noch Gerüche durchs Kochen oder aus dem WC kommen sowie Ausgasungen neuer Möbelstücke. Zum Leben und Atmen benötigen wir aber Sauerstoff, daher muss die Luft regelmäßig ausgetauscht werden. Sammelt sich zu viel Feuchtigkeit in der Luft, erhöht sich auch die Gefahr von Schimmelpilzbildung an den Wänden, da Pilze ein feuchtes Klima bevorzugen. Richtiges Lüften ist daher essentiell.
Luftfeuchtigkeit – am Besten nicht zu hoch und nicht zu niedrig
Ein ideales Raumklima haben wir bei einer relativen Luftfeuchte zwischen 30 % und 60 %. Darunter kommt es zu Verschwelungen von Staub an Heizflächen, wobei reizende Stoffe wie Ammoniak freigesetzt werden können. Über 60% Luftfeuchte wird als unangenehm wahrgenommen, weil die Wärmeregulation des Körpers nicht mehr richtig funktioniert. Die relative Luftfeuchtigkeit kann vor allem durch Lüften gut und einfach beeinflusst werden. Entsteht nahe der Wandoberfläche eine relative Luftfeuchtigkeit von über 70 %, begünstigt das die Schimmelpilzbildung, auch wenn noch kein Kondensat an der Wand zu erkennen ist.
Direkt an der Wandoberfläche kann die relative Luftfeuchte durch eine niedrige Wandtemperatur deutlich über der Luftfeuchte im Rauminneren liegen.Wie oft und wann gelüftet werden muss, hängt vor allem von den Feuchtelasten im Raum ab. Möchte man es ganz genau wissen, kann man sich ein Hygrometer installieren. Bei einer Luftfeuchte über 65 % sollte gelüftet werden. Da auch Gegenstände Feuchte aus dem Raum aufnehmen und wieder an die Luft abgeben können, kann es passieren, dass die Luft schon relativ kurze Zeit nach dem Lüften wieder einen erhöhten Feuchtegehalt erreicht hat.
Fenster
Die offensichtlichste Möglichkeit zum Lüften sind natürlich Fenster. Davon sollten genug vorhanden sein, am besten auch an Stellen, an denen viel Feuchtigkeit entsteht wie im Bad oder über der Kochstelle. Bei der Anordnung der Fenster kann darauf geachtet werden, dass ein guter Durchzug möglich ist. Das wird durch gegenüberliegendeFenster erreicht und auch Dachfenster können ihren Teil dazu beitragen. Viele Fenster, vor allem Dachfenster, haben außerdem eine Lüftungsfunktion, bei der zumindest etwas Austausch mit der Außenluft stattfindet.
Belüftungssysteme
Richtig lüften
Hält man sich den ganzen Tag im Haus auf, reicht es nicht unbedingt aus, 3 mal zu lüften, es sollte besser 4–5 mal sein. Im Schlafzimmer sollte direkt nach dem Aufstehen gelüftet werden, da sich über die Nacht viel Feuchtigkeit ansammelt. Genauso sollte man direkt nach dem Kochen und Duschen ausgiebig lüften. Gerade wenn das Haus gut gedämmt und die Fenster besonders dicht sind, muss öfter gelüftet werden, da kein Luftaustausch über undichte Stellen stattfinden kann. Früher musste tatsächlich weniger gelüftet werden, da viel Luft durch undichte Fenster oder andere undichte Stellen ins Haus gelangen konnte.
Schränke sinnvoll positionieren
Um Schimmelbildung zu vermeiden ist es wichtig, dass der Luftaustausch im Raum richtig stattfinden kann und feuchte Luft durch trockene ersetzt wird. Dafür muss eine gewisse Luftzirkulation im Raum gegeben sein. Gerade an Kanten und Ecken ist die Luftzirkulation eingeschränkt, was den Effekt der lokalen Senkung der raumseitigen Oberflächentemperatur an Wärmebrücken begünstigt. Wohnungseinrichtung wie z.B. Schränke stören die Wärmeströmung der Luft und schränken den Strahlungs-austausch mit der Umgebung ein. So kann es passieren, dass die Luft an kühlen Oberflächen hinter Schränken nicht abgeführt oder sich erwärmen kann. Da der Wasserdampfgehalt der Luft abhängig von der Temperatur ist, kann es hier eher zu Tauwasserausfall und damit Schimmelbildung kommen. Schränke sollten daher nie ganz an der Wand stehen, ein kleiner Spalt sollte zur Luftzirkulation frei gelassen werden. Gleiches gilt für den Inhalt von Regalen, die direkt an der Wand angebracht sind.
Richtig Heizen, Auskühlen vermeiden
Im Wohnbereich wird eine Temperatur von 20–22°C empfohlen, im Schlafzimmer und Küche können auch 17–18°C ausreichend sind. In einem Tiny House ist das meist der gleiche Raum, allerdings kann man die Temperatur nachts problemlos 4–5°C herunter regulieren, ohne dass für das Wiederaufheizen zu viel Energie verloren geht. Eine kühlere Temperatur in der Nacht ist auch hilfreich für einen guten und erholsamen Schlaf. Kälter als 17°C sollte es allerdings nicht werden, da sonst das Schimmelrisiko steigt. Deswegen sollte auch bei längerer Abwesenheit das Haus zumindest auf einer Temperatur von 15°C gehalten werden. In sehr kalten Wintern könnte es bei einem kompletten Auskühlen des Hauses auch zu Leitungsschäden durch gefrorenes Wasser kommen.
Heizenergie lässt sich auch sparen indem nachts Rollläden heruntergelassen und die Vorhänge geschlossen werden, solange sie die Heizung dann nicht verdecken. Ebenso sollten keine Möbel direkt vor der Heizquelle stehen, da sich die warme Luft sonst nicht so gut verteilen kann. Auch ein Thermostatventil an der Heizung, welches die Raumtemperatur automatisch regelt, hilft beim Sparen. Neuere Modelle lassen sich recht einfach programmieren.
Idealtemperaturen:
Wohnbereich 20–22 °C
Schlafzimmer 17–18 °C
& Küche
Mindesttemperatur 15 °C
Richtig lüften
Winter 30–75 Minuten
Frühjahr/Herbst 1–3 Stunden
Sommer 3–6 Stunden
Winter 4–6 Minuten
Frühjahr / Herbst 8–15 Minuten
Sommer 25–30 Minuten
Winter 4–6 Minuten
Frühjahr / Herbst 8–15 Minuten
Sommer 25–30 Minuten
Winter 2–4 Minuten
Frühjahr / Herbst 4–10 Minuten
Sommer 12–20 Minuten
Passend zum Thema: Themenseite „Feuchtigkeit im Tiny House“
Regelmäßige Kontrollen und Reparaturen
Auch ein Tiny House sollte als vollwertiges Haus gesehen werden und bei jedem Haus fallen mal Reparaturen an. Man käme nicht auf die Idee, Jahrzehnte in einem Einfamilienhaus zu wohnen, ohne jemals eine einzige Reparatur durchzuführen. Auch wenn ein Tiny House kleiner ist, braucht es Pflege.
So sollte man z.B. in regelmäßigen Abständen kontrollieren, ob das Wasser noch richtig vom Dach ablaufen kann und verstopfte Siebe zur Regenrinne reinigen. Nach einigen Jahren können auch Arbeiten an der Dachabdeckung nötig werden. Auf die Fassade sollte man ebenfalls immer wieder einen Blick haben. Ist sie stark verschmutzt, z.B. durch Spritzwasser nach einem starken Regen oder vielleicht Vogelkot, sollte man die betreffenden Stellen mit einer Bürste reinigen. Beschädigte Fassadenbretter sollten ausgetauscht werden. Und ist die Fassade gestrichen, so muss der Anstrich regelmäßig erneuert werden.
Natürlich sollten von vornherein hochwertige Materialien verwendet werden, die auch lange halten. Die Lebensdauer des gesamten Hauses lässt sich aber durch Pflege und zeitnahe Reparaturen, falls etwas kaputt gehen sollte, deutlich steigern.