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Heizung
Sorgt für Wärme im Tiny House
Spätestens in den Wintermonaten ist ein Wohnen in unseren Breitengraden ohne Heizung nicht denkbar. Während man sich meist abgesehen von den Heizkosten keine weiteren Gedanken über das Heizsystem machen muss, verlangt ein individuell gestaltetes Tiny House eine tiefere Auseinandersetzung mit verschiedensten Heizmöglichkeiten.
Ob Strom, Gas, Öl oder Holz, welches die individuell beste Lösung ist hängt vom Innenausbau und der Raumnutzung, aber auch vom persönlichen Alltag, Bedarf und den eigenen Präferenzen ab.
Im kleinen Haus jedoch muss nicht nur geheizt werden, man braucht auch warmes Wasser – im Sommer genauso wie im Winter. Dafür gibt es verschiedene Systeme mit ihren Vor- und Nachteilen.
Was ist der geeignete Energieträger?
Strom
Gas
Öl
Holz
Ein Ofen hat einen großen Platzanspruch: im Haus muss ein Mindestabstand zu Wand und brennbaren Bauteilen eingehalten werden. Damit das Holz richtig brennt, braucht der Ofen Sauerstoff. Diese Luft kann aus dem Wohnraum kommen oder durch eine externe Luftzuführung von außen, was sich bei regelmäßigem Gebrauch anbietet, da sich sonst der Sauerstoffgehalt im Raum schnell verringert und sich im schlimmsten Fall Kohlenstoffmonoxid im Raum anreichern kann. Das ist ein geruchs- und farbloses Gas, welches ab einer gewissen Menge tödlich ist. Bei einem Ofen ohne externe Verbrennungsluftzuführung sollte daher immer ein Fenster geöffnet sein.
Außerdem kann ein Kohlenstoffmonoxid–Warner als zusätzlicher Schutz installiert werden. Ofen und Ofenrohr sollten von einem Fachmann installiert und vom Schornsteinfeger abgenommen werden, denn durch fehlerhafte Installation kann ebenfalls Kohlenstoffmonoxid in den Wohnraum gelangen.
Wer einen Ofen als Heizung nutzen möchte, kann damit auch die Warmwasseraufbereitung abdecken, wenn das richtige Modell eingebaut wird. Diese sind allerdings meist etwas größer. Außerdem muss man länger auf das warme Wasser warten, sofern man nicht ein Speichersystem installiert, welches wieder viel Platz benötigt. Zudem wird im Sommer das Haus bei der Warmwasserbereitung unnötig aufgeheizt.
Warmwasserbereitung
Essenziell für Küche und Bad
Zentrale oder dezentrale Versorgung?
Bei einer zentralen Warmwasserbereitung wird von einem Warmwasserspeicher aus das Wasser an die verschiedenen Zapfstellen transportiert. Da das Warmwasser konstant auf einer vorab eingestellten Temperatur gehalten wird, steht das warme Wasser bei Bedarf direkt zur Verfügung. Allerdings: ist der Speicher leer, gibt es auch kein warmes Wasser. Daher werden relativ große Speicher (mindestens 150 l) benötigt, was viel Platz beansprucht. Daher ist die Lösung im Tiny House nur bedingt geeignet.
Bei dezentralen Systemen wird ein kleiner Speicher oder Durchlauferhitzer dort eingebaut, wo das Wasser gebraucht wird. Durch die kurzen Transportwege wird Energie und auch Wasser gespart. Da man in Tiny Houses meist nur einen Warmwasserbereiter für Küche und Bad zusammen benötigt, besteht der wesentliche Unterschied darin, dass in zentralen Systemen immer eine gewisse Menge heißes Wasser bereit gehalten wird, während in dezentralen Systemen das Wasser nach Bedarf erhitzt wird.
Elektroboiler
Elektroboiler sind günstig in der Anschaffung und im Betrieb. Dafür müssen sie immer erst angeschaltet werden, bevor warmes Wasser entnommen werden kann. Danach schalten sie sich wieder ab. Sie bereiten nur so viel Warmwasser auf wie sie fassen können, ist die Menge verbraucht, muss man wieder auf neues warmes Wasser warten. Genauso wie elektrische Durchlauferhitzer arbeiten sie unabhängig vom Wasserdruck.
Durchlauferhitzer
Ein Durchlauferhitzer bietet sich im Tiny House an, da er sehr platzsparend ist und kein großer Warmwassertank benötigt wird. Durchlauferhitzer können mit Strom, aber prinzipiell auch mit Gas betrieben werden. Ist der Warmwasserbedarf nicht sehr hoch, ist er auch energetisch sehr günstig. Die Kapazität ist bei dieser Lösung jedoch begrenzt, gerade für einen Haushalt mit vielen Personen ist es daher meist nicht die beste Lösung.
Hydraulische Durchlauferhitzer
… arbeiten in Abhängigkeit des Wasserdrucks. Je stärker er ist, desto wärmer ist auch das Wasser. Fällt der Wasserdruck ab, wenn z.B. ein anderer Hahn aufgedreht wird, kommt es zu Temperaturschwankungen. Sie sind zwar günstiger in der Anschaffung, die Benutzung verursacht aber mehr Kosten, da immer eine bestimmte Menge Wasser durchlaufen muss. Das Gerät arbeitet auf halber oder voller Last, spezifischere Zwischenstufen sind nicht möglich.
Elektrische Durchlauferhitzer
… arbeiten druckunabhängig und können daher auch kleine Mengen gut erhitzen. Die gewünschte Temperatur kann genau eingestellt werden oder ist zumindest in Stufen skalierbar. Sie sind weniger anfällig für störende Wassertemperaturschwankungen als hydraulisch betriebene Durchlauferhitzer. Die Anschaffung ist zwar etwas teurer, sie sparen aber Wasser und Energie.
Links: Autarkie | Feuchtigkeit
Heizkörper
Auch die Gestaltung des Tiny Houses wirkt sich auf die Positionierung der Heizung aus. Auf Loft–Ebenen kann die warme Luft nicht einfach durch Aufsteigen hingelangen. So können kalte Ecken entstehen, an denen sich Kondenswasser absetzen und Schimmel bilden kann. Abhilfe können eine zusätzliche kleine Heizung, Wärmetauschsysteme oder automatische Lüftungssysteme schaffen.
Konvektionsheizungen
Sie erwärmen die Luft und verteilen diese durch Luftwirbelbildung. Bei Konvektionsheizkörpern handelt es sich klassischerweise um wasserführende Heizkörper, die meist unter dem Fenster installiert sind. Das Wasser wird mit Holz, Strom, Gas oder Öl erwärmt.
Konvektionsheizkörper sind meist günstig in der Anschaffung, haben allerdings eine hohe Vorlauftemperatur und einen hohen Energieverbrauch. Die aufgewärmte Luft geht beim Lüften schnell verloren und Staub wird aufgewirbelt.
Gasthermen
Das in den Gasthermen erhitzte Wasser wird durch Heizkörper geleitet und erwärmt so den Wohnraum. Bei dieser Heizart muss Platz für eine Therme im Inneren eingeplant werden. Obwohl auch bei Gasheizungen fossiler Brennstoff verbraucht und CO2 bei der Verbrennung freigesetzt wird, sind sie umweltfreundlicher als Öl. In Kombination mit Wärmetauschern können bis zu 98 % der Energie des Brennstoffes genutzt werden.
Wärmetauscher sind Zusatzgeräte, die durch kontaktlose Übertragung Energie von einem Material auf ein anderes transportieren und somit die Effizienz einer regulären Gastherme steigern. So können Energie und Heiz-kosten gespart werden, da die Abgase der Therme ebenfalls genutzt werden können, um das Wasser für die Heizung zu erwärmen.
Klimageräte
Klimageräte sind eine weitere Art mit Strom zu heizen. Sie beinhalten sowohl Heiz- als auch Kühlungsfunktionen und bestehen aus zwei Einheiten, die jeweils im Außen- und im Innenbereich anzubringen sind. Ein Luftfilter, der die Luft von Mikroorganismen wie Bakterien, Pizen und Viren reinigt, ist in manchen Geräten inbegriffen. Moderne Klimageräte sind nahezu geräuschlos, energiesparend und können mit Fernbedienung oder Smartphone ferngesteuert werden. Manche Geräte verfügen über Personen- Aktivitätssensoren und Sonnenlichterfassung, so können Leistungen optimal an die Raumbedingungen angepasst werden.
Heizlüfter
Heizlüfter haben eine hohe Leistung, sie erwärmen direkt die Raumluft und erhitzen den Raum schnell, allerdings nur für einen kurzen Zeitraum. Ein Thermostat sorgt für einen automatisch einstellbaren Wärmestopp. Sie werden meistens mit Strom betrieben. Einige Modelle werden mit Flüssiggas oder anderen Brennstoffen betriebenen, sie sind energetisch günstiger als elektrisch betriebene. Als eigenständiges Heizsystem würden jedoch zu hohe Kosten anfallen. An kalten Tagen können sie allerdings als Zusatzheizung schnell und wirksam Abhilfe verschaffen.
Strahlungsheizungen
Diese Heizungen erwärmen anstatt der Luft ein Bauteil, welches die Wärme über Stunden an den Raum abgibt. Klassische Beispiele sind Fußboden-, decken und Wandheizungen und Kachelöfen. Energetisch von Vorteil ist, dass die Vorlauftemperaturen im Gegensatz zu normalen Heizungen nur halb so hoch und damit günstiger sind. Sie verbreiten eine angenehme Wärme und es wird kein Staub aufgewirbelt.
Fußbodenheizung
Fußbodenheizungen eignen sich wunderbar für ein kleines Haus. Es kann mit Wasser geheizt werden, dass durch ein Leitungssystem unter dem Boden verläuft oder mit elektrischen Heizspiralen, die in Form von Heizkabeln unter dem Boden verlegt werden. Es gibt auch Heißfolien, die unter dem Fußbodenbelag verlegt werden und auf Grund ihres geringen Platzanspruches für Tiny Häuser besonders geeignet sin. Die Energieausbeute ist sehr hoch, da nahezu die gesamte Energie in Wärme umgewandelt wird.
Infrarotheizung
Infrarotheizungen können sowohl als Fußbodenheizung als auch kompakt an Wand oder Decken angebracht werden. Ein an der Wand angebrachtes Heizsystem erfordert eine freie Fläche, die nicht von Möbeln verdeckt werden darf. Es gibt aber Heizungsplatten, die sich als Bild oder Spiegel ästhetisch und unauffällig in den Raum einfügen. Im Loft finden sie häufig als Zusatzheizung Verwendung. Sie erzeugen eine angenehme Wärme, sind energieeffizient und ökologisch nachhaltig. In ihrem direkten Umfeld wird es schnell angenehm warm und man kann auf langes Vorheizen verzichten. Es besteht zwar keine Brand-gefahr, aber man sollte die Heizfläche nicht allzu lang berühren.
Heizstrahler
Heizstrahler sind Geräte, die Wärmestrahlung abgeben. Betrieben werden sie mit Strom, Flüssiggas oder anderen Brennstoffen, je nach Modell. Um Heizstrahlung zu erzeugen wird ein Glühdraht auf hohe Temperatur erhitzt, welcher dann Wärmestrahlung (Infrarotlicht) an die Umgebung abgibt. Ihre Stärke liegt nicht im Beheizen großer Räume, sondern im schnellen und effektiven Aufwärmen ihrer unmittelbaren Umgebung, weshalb sie gut als Zusatzheizung genutzt werden können.
Holzofen
Holzöfen heizen mit nachwachsenden Rohstoffen und erzeugen eine gemütliche Atmosphäre. Sollen sie als alleiniges Heizungssystem im Tiny House verwendet werden, ist allerdings einiges zu beachten. Reguläre Holzöfen haben so viel Leistung, dass es in einem kleinen Raum schnell zu warm wird und man die Fenster öffnen muss, was nicht sonderlich ressourcenschonend ist. Den Ofen jedoch an der Grenze seiner Auslastung zu betreiben kann zu Schäden führen, es kommt zur Qualmbildung, der Ofen wird sehr wartungsintensiv. Daher sollte ein Modell gewählt werden, das zur Größe des Hauses passt.
Ofenwärme erhitzt allein den Raum, in dem er platziert ist. Soll z.B. das Badezimmer mit geheizt werden, muss man die Tür offen lassen. Auch kleine Ecken im Loft oder Erker werden vielleicht nicht erreicht. Hier kann sich Kondenswasser bilden und es kann zur Schimmelbildung kommen. Ein Wärmetauschsystem oder eine Zusatzheizung kann hier helfen. Öfen sind meist nicht im Dauerbetrieb zu nutzen. Bei Abwesenheit sollte der Ofen aus bleiben, was bedeutet, beim nächsten Betreten oder am Morgen einen ausgekühlten Raum vorzufinden.
Pelletofen
Ein Pelletofen hat im Prinzip sehr ähnliche Eigenschaften wie ein Holzofen, wird aber mit Holzpellets befeuert. Das sind kleine Stäbchen von 4–10mm Durchmesser aus Holzabfällen und Holzspänen, was den Betrieb des Ofens recht ressourcenschonend macht. Außerdem hat man eine gleichbleibende Heizqualität und gute Dosierungsmöglichkeiten.
Pelletöfen haben einen Pelletbunker, der mit Pellets befüllt wird. Es wird die gewünschte Temperatur eingegeben und der Ofen zieht sich automatisch die benötigte Menge Pellets. Durch die Automatik kann teilweise bei Abwesenheit geheizt werden, sofern eine Zulüftung vorhanden ist. Insgesamt ist das Heizen komfortabler, da das Einheizen und Nachlegen der Scheite entfällt. Die Lagerung der Pellets ist ebenfalls unkomplizierter und platzsparender, da sie immer sofort benutzt werden können. Ein trockener Lagerplatz ist dennoch erforderlich. Pellets sind etwas teurer als Scheitholz, genauso wie auch die Öfen selbst. Sie sind außerdem relativ wartungsintensiv. Das Heizen bei einem Wirkunsgrad von 90 % ist effizienter, was allerdings im Tiny House, ähnlich wie beim Holzofen, auch ein Problem sein kann. Dass der Pelletofen durch die Geräusches des Verbrennungslüfters etwas lauter ist als der Holzofen ist für den einen störend, während sich andere schnell an die Geräuschkulisse gewöhnen und sie später gar nicht weiter bemerken.
Auch das Flammenbild ist anders und die Sichtscheibe meist kleiner als beim Kamin. Die Öfen sind durch den Pelletbunker oft etwas größer als Holzöfen. Sie sind als Einzelofen oder angeschlossen an ein Heizungssystem verfügbar. Wasserführende Pelletöfen, die als Heizungssystem genutzt werden können, sind jedoch für Tiny Houses eher ungeeignet, da sie einen sehr großen Pufferspeicher benötigen. Richtige Holzpelletkessel sind außerdem sehr laut und werden in Einfamilienhäusern daher oft in einen eigenen Raum ausgelagert.
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